Rückblick aus Süddeutschland. 151
Rückblick auf die Ttaatcn Süddeutschlands*).
I. Königreich Bayern.
1. Das Land, a) Das Hauptland breitet sich um die obere Donau
und den oberen und mittleren Main aus. Es umfaßt die deutschen Alpen,
den größten Teil der fchwäbifch-bayrifchen Hochebene, die Hochfläche der
Oberpfalz, den Westabhang des Böhmer Waldes, das Fickstelgebirge, den
südlichen Teil des Frankenwaldes und der hohen Rhön, den Spessart, einen
Teil des Odenwaldes, das fränkische Stufenland, den Fränkischen und den
n. Teil des Schwäbischen Jura. — Das mildeste Klima herrscht im Maintal.
Hier und in Niederbayern (im Straubinger Becken) ftndet sich auch der
ergiebigste Boden. Unfruchtbar sind die Riede der Hochebene und die Sand-
ebene von Mittelfranken. — b) D i e Rheinpfalz breitet sich in der Haardt
mit dem Pfälzer Berglande und der diesen Höhen vorgelagerten Rheinebene
aus. Das Klima ist besonders in der gesegneten Rheinebene sehr mild;
aber auch das Bergland ist ein freundlicher, größtenteils fruchtbarer
Landstrich.
2. Die Bewohner, 0,7 Katholiken, sind im 8. Bayern und Schwaben,
im N. Franken, in der Pfalz Rheinfranken. Hauptnahrungsquelle ist die
Landwirtschaft. Hervorzuheben sind der reiche Ertrag des Ackerbaues in
einzelnen Gegenden, die Viehzucht in den Alpen, der Weinbau in der Pfalz
und in Unterfranken, der Hopfenbau, ihauptfächlich in Mittelfranken und in
Niederbayern), der 2/s des Ertrages im Deutschen Reiche liefert; die Pfalz ist
das größte Tabaksgebiet des Reiches; 1js der Bodenfläche ist waldbedeckt. —
Die Industrie beschränkt sich auf die großen gewerbtätigen Städte, als
Nürnberg, Augsburg, München, und tritt als Gebirgsindustrie in den Alpen-
tälern, im Böhmer Walde und im Fichtelgebirge auf. Handel und Ber-
kehr ist besonders an die großen Knotenpunkte des Bahnnetzes (München und
Nürnberg) geknüpft.
3. Örtskunde. S. 140: Lindau. — Hohenschwangau und Neu-
'Zchwanstein, Oberammergau, Berchtesgaden, Kempten. — S. 141: München,
Augsburg, Ingolstadt, Regensburg, Straubing, Passau. — S, 145: Speyer,
Landau, Ludwigshafen. — S. 149: Kaiserslautern, Zweibrücken. — S. 149:
Nürnberg, Fürth, Erlangen, Bayreuth, Kulmbach, Bamberg, Würzburg,
Kissingen. — S. 159: Wunsiedel.
(4. Geschichtliches. Bayern steht seit den Zeiten Barbarossas unter
der Herrschaft der Wittelsbacher. Im 30iährigen Kriege erlangte das
Herzogtum Bayern die Oberpfalz und die Kurwürde. Als nach Aus-
sterben der bayrischen Linie das pfälzische Haus der Wittelsbacher 1777 zur
Regierung, kam, wurde die Rheinpfalz mit Bayern vereinigt. Zur Zeit der
Napoleonischen Wirren erlangte Bayern infolge feines Anschlusses an den
Franzosenkaiser die fränkischen Länder und zahlreiche Reichsstädte und wurde
1806 zum Königreich erhoben. Der Wiener Kongreß gab ihm seinen setzigen
Umfang. Bayern ist nächst Preußen der größte und einflußreichste Staat
un Deutschen Reiche.
Schlachtorte: Lechfeld, Regensburg, Nördlingen, Höchftädt, Pirmasens
und Kaiserslautern, Kissingen und Aschassenburg.)
Ii. Königreich Württemberg.
1. Das Land. Württemberg breitet sich um die obere Donau und den
oberen und mittleren Neckar aus. Im 8. reicht es bis an den Bodensee. Es
umfaßt das schwäbische Stufenland, die westlichen Gebiete des Schwarzwaldes,
fast das ganze Gebiet der rauhen Alp und den kleinen westlichen Teil der
Ichwamsch-bayrischen Hochfläche. — Das Klima ist mild in der Bodensee-
gegend und im schwäbischen Stufenlande, besonders im Neckartal. Die
u) t b a r E e i t ist im Stufenlande bedeutend, geringer dageaen in den
ludllchen Hochländern.
*) Jnbezng auf die Größenverhältnisse vergl. die Ubersichtstafel S. 138.
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22
Deutschland,
gelangt zur Ausfuhr. Der Flachsbau vermag dagegen den Bedarf
bei weitem nicht zu decken. Tabakbau wird hauptsächlich im süd-
westlichen Dentschland, Hopfenbau iu Bayern betrieben.
Gebiete mit starkein Weizenbau sind Elsaß-Lothringen, Bayern, Braun-
schweig und die preußischen Provinzen Sachsen, Schlesien, Hannover und Rheinland.
Der Zuckerrübenbau hat seinen Hauptsitz in den preußischen Provinzen Sachsen,
Schlesien, Hannover und Posen, ferner in Braunschweig, Anhalt und Mecklenburg.
Mit Tabak waren i. I. 1907 15 500 ha bepflanzt, von dem 29000 t getrocknete
Tabakblätter geerntet wurden. Haupt sitze des Tabakbaues sind die bayerische
Rheinpfalz, Baden, Elsaß-Lothringen (vergl. Zeichn. 10) und in Preußen der nörd-
liche Teil der Rheinprovinz und der nordöstliche Teil der Provinz Brandenburg
(die Uckermarks Dem Hopfenbau dienten i. I. 1907 38003 ha mit einem Er-
trage von 24000 t. Gegenden mit bedeutendem Hopfenbau sind die Gegend
von Freising und das Gebiet der Rezat und der Reguitz in Bavern, das Neckar
land, das nördliche Elsaß, das nördliche Baden (vergl. Zeichn. 10) und die Gegend
von Grätz in der preußischen Provinz Posen.
Der Gartenbau. Der Obst- und Gemüsebau wird iu deu
warmen Tälern Süd- und Mitteldeutschlands stärker als in Nord-
deutschend betrieben; doch haben große Städte diese Zweige der Land-
Wirtschaft überall hervorgerufen, namentlich aber Berlin und Hamburg.
Obschou Deutschland 170 Mill. Obstbäume hat, muß es noch viel
Obst einführen. Der Weinbau (Bilderanh. 2) ist fast ganz auf
das südwestliche Deutschland beschränkt, wo das ozeanische Klima milde
Winter hervorruft, so daß die Rebe wenig durch Frost leidet. Auch
Weiu wird noch viel eingeführt.
An Obstbäumen wurden i. I. 1900 über 50 Mill. Apfelbäume, 25 Mill.
Viru-, 70 Mill. Pflaumen- und über 20 Mill. Kirschbäume gezählt. Wichtige
Gegendeu des Obstbaues siud in Deutschland Elsaß, die tiefgelegenen Gebiete
Badens, das Neckarland, das Maintal, der südliche Abhang des Tannus, die Täler
des Rheinischen Schiefergebirges, das Vorgebirge bei Eöln und Bonn, sowie einzelne
Gegenden der Cölner Bucht, das Werratal, die Talmuldeu Thüringens, das Saale
tal, der Elbtalkessel, die Täler der Tndeten, das Trebnitzer Hügelland, das Weichseltal,
die Oderniederung bei Stettin, die Gegenden von Gubeu und Züllichan, das Ufer-
gelände der Havelseen, besonders bei Werder, das Altland bei Hamburg und das
östliche Hügelland Schleswig-Holsteius. Hauptsitze des Gemüsebau-es sind
die Gegend von Mainz, das Borgebirge bei Eöln und Bonn, der Bamberger Tal-
kessel, die Talmulden Thüringens, das Saaletal, der Elbtalkessel, die Talmulde von
Leipzig, die Magdeburger Börde, die 'Niederung nördlich und östlich vom Harz, die
Gegend von Liegnitz, die Gegend von Elbing, die Tilsiter Niederung, der Spree-
wald, die Gegend von Guben, die Umgebung Berlins, die Vierlande bei Hamburg,
die Wesermarschen und die Umgegend von Lübeck. Mit Weinreben waren i. I.
1908 fast 120000 ha bepflanzt, und der gcerntete Weinmost hatte einen Wert von
über 125 Mill. Mk. Von der mit Reben bepflanzten Fläche entfielen auf Elsaß-
Lothringen 30000 ha, auf Bayern 22 000, auf Preußen fast 18000, auf Baden
17 000, auf Württemberg 16000 und auf Hessen 13000 ha (vergl. Zeichn. 10). Die
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20
A. Das Reichsland als Ganzes.
abgenommen, der der Industrie von 52 % auf 63 % zugenommen. Immerhin
gehört die landwirtschaftliche Bevölkerung des Reichslandes im Vergleich zu der
in den andern Staaten Deutschlands zu der mittelstarken, wie folgende Tabelle
zeigt. Es entfallen von der auf den drei genannten Gebieten tätigen Bevölkerung:
auf die Landwirtschaft auf Industrie und Handel
in Bayern .... 47 Prozent 53 Prozent
„ Württemberg . . 43 57
„ Baden .... 38 62
„ Elsaß-Lothringen . 37 „ 63 „
„ Preußen .... 34 66
„ Hessen..........32 68
„ Sachsen .... 13 87 „
Im ganzen Deutschen Reiche lebten 1907 von der Landwirtschaft 34 °/0r
von Industrie und Handel 66%.
Von den 23 Kreisen des Reichslandes haben nur noch 6 eine überwiegend
landwirtschaftliche Bevölkerung, das sind Altkirch (61 °/o), Schlettstabt(560/o),
Iabern (55°/o), Weißenburg (66%), Ehäteau-S alins (67°/0) und
Bolchen (63°/o). In allen andern kreisen überwiegt die industrielle Be-
völkerung, am stärksten im Kreise Diedenhofen-West (93"/«), Mül-
Hausen (82°/0) und Thann (76%). Dabei ist von den beiden Stadtkreisen
Straßburg (96 °/0) und Metz (97%) abgesehen.
Bezeichnend für die Entwicklung und den hohen Stand der wirtschaftlichen
Verhältnisse Elsaß-Lothringens sind zwei Erscheinungen:
1. Die Verteilung des landwirtschaftlichen Besitzes ist eine
sehr mannigfaltige und für die Bodenkultivierung eine sehr
günstige. Die landwirtschaftlichen Betriebe von mittlerer Größe, welche eine
feste soziale Stellung gewähren, sind relativ am stärksten vertreten und fehlen
in keiner Landgemeinde gänzlich. Der eigentliche Großgrundbesitz kommt nur
im westlichen Lothringen vor und macht etwa 74% aus, während der Klein-
grundbesitz eine mittlere Stellung einnimmt. Im einzelnen stellen sich die Ver-
Hältnisse nach der Berufszählung von 1907 folgendermaßen: Von den 244 948
landwirtschaftlichen Betrieben gehören nicht weniger als 152 246, d. i. 62%,
zu denjenigen, welche unter 2 ha Boden benutzen und wegen ihrer Kleinheit
nebenbei Beschäftigung in Industrie und Handel suchen müssen. Diese sog.
Parzellenbetriebe besitzen nicht ganz 13%, des angebauten Bodens und
sind in etwa gleich großem Verhältnis nur noch in Baden, Württemberg und
Hessen vertreten. Die kleinbäuerlichen Betriebe mit 2 — 5 ha Bodenbenutzung
machen 22% aus und nehmen 22°/0 des angebauten Bodens ein. Mittel-
bäuerliche Betriebe mit einer Bodenbenutzung von 5 — 20 ha sind 14% mit
einem Anteil von 38% am Boden vorhanden, großbäuerliche Betriebe mit
einer Bodenbenutzung von 20—100 ha gibt es 1,5% mit einem Anteil von
19,5% am Boden, während der Großgrundbesitz, der mehr als 100 ha
bewirtschaftet, nur in 352 Betrieben oder 0,14% mit 7,3 % des bebauten
Bodens vertreten ist.
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nur durch den Zellerbach von Clausthal getrennt, und Andr e a s-
borg, gleichfalls Bergstädte.
§. 25. Die kleineren Staate des germanischen
Tieflandes.
I. Das Herzogthum Holstein mit Lauenburg s. oben
8- 11.
Ii. Die Großherzogthümer Mecklenburg, zwischen Holl-
stein, Hannover, Preußen und der Ostsee gelegen, mit meist luther.
Bewohnern. Fabrikfleiß nicht bedeutend, dagegen blühender Ackerbau
und Viehzucht (treffliche Pferde). Constitut. Vers.
1. Mecklenburg-Schwerin, 225 Q.-M. mit '/2 Will. E.
— Schwerin, 20000 E., Hptst.- u. Resid. Ludwigslust, 6000
E., zweite Residenz. Wismar, an einem Ostseebnsen, 12000 E.,
zweite Haudelsst. Rostock, 23000 E., Universität, größte Stadt
des Landes. Hafen Warnemünde an der Ostsee. Dobber an,
Seebad.
2. Mecklenburg-Strelitz, zwei getrennte Gebiete (Herzog-
thum Strelitz im S.o. und Fürstenthnm Ratzeburg int N.w. von
Mecklenburg-Schwerin), 48 Q.-M. mit beinahe 100000 E.— Neu-
Strelitz, am Zirkersee, 7000 E., Hpt.- u. Nesidst. Ne »-Bran-
den bürg, ebenfalls an einem See.
1h. Die anhaltischeu Herzogthümer, größtcntheils von
Preußisch-Sachsen eingeschlossen, an der Elbe, Mulde und Saale
liegend; ein abgesondertes Stück ans dem Vordcr-Harz. Die Be-
wohner meist protestantisch. Hauptnahrungsquelle ist Ackerbau und
Viehzucht, in einem Tbeile von Anhalt-Bernburg Bergbau.
1. Anhalt-Des sän-Köthen, 28 Q.-M. mit >10000 E.,
umfaßt die früher (vor 1853) getrennt gewesenen Herzogthümer A.-
Dessau und A.-Köthen. — Dessau, an der Mulde, 12000 E.,
Hptst. N. Resid. Wörlitz, 2 M. östl. mit schönem Park. Zerbst,
10000 E. Köthen, 7000 E., Eisenbahnstern (nach Dessau, Hatte,
Bernburg, Magdeburg).
2. An Halt-Bern bürg, 14 Q.-M. mit 60000 E. — De r n-
burg, an der Saale, 70li0 E. Ballenstädt, Resid. am Nord-
fuß des Uuterharzes. Im nahen Sclkethale das Eisenwerk
unterm Mägdesprung und das Alexis bad.
Iv. Das Großherzogthnm Oldenburg, 115 Q.-M. mit
ungefähr 300000 E. Das Hauptland liegt links an der Weser,
von der Nordsee und Hannover umgränzt, in welches es buseuartig
von N. nach S. eindringt (Sümpfe, Torf, Haiden, Marschland,
Vieh-, besonders Pferdezucht). Vor Kurzem ist ein kleiner Gebiets-
theil am Iahdebusen an Preußen Behufs Anlage eines Kriegs-
hafens abgetreten worden. — Neben dem Hauptlande begreift Olden-
burg noch das Fürstenthum Lübeck in Holstein und das Für-
stenth. Birkenfeld an der Nahe. Die Bewohner meist lutherisch.
Nahrungszweige wie in Hannover. Beschränkt-monarchische Staats-
form.
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§ 69__Die Niederlande. 70
Die 5 Herzogtümer Deutschlands.
(Sie liegen alle in Norddeutschland.)
§ 69 1. Außerhalb Thüringens liegen 2 Herzogtümer: Braunschweig (3 größere
Stücke; Hauptstadt Braunschweig, ch = 150000einw.) und Anhalt (Hauptstück
an der Elbe; Hauptstadt Dessau an der Mulde, D = 50000 Einw.).
2. Innerhalb Thüringens liegen drei: Sachsen - Meiningen, Sachsen - Altenburg
und Sachsen - Coburg - Gotha. In ihren Namen sind zugleich auch ihre Hauptstädte gewinnt.
Die 7 Fürstentümer Deutschlands.
(Sie liegen alle in Norddeutschlaud.)
1. Außerhalb Thüringens liegen drei, und zwar alle drei an der Ostgrenze Westfalens:
Waldeck, Lippe und Schaumburg - Lippe.
2. Innerhalb Thüringens liegen vier: zwei Schwarzburg (Sondershausen und Rudol-
stadt) und zwei Reuß (ältere und jüngere Linie).
Die 3 Freien Reichsstädte Deutschlands.
Hamburg, Lübeck, Bremen. Wo liegen sie? Was hast du über sie er-
sahreu?
Das Königreich der Niederlande.
§ 70 Vorbemerkung. Wir sehen auf der Karte, daß die große norddeutsche Tiefebene sich west-
wärts durch das Königreich der Niederlande und^as nördliche Belgien bis ans Meer fort-
setzt. Und wie im reichs deutschen Teil der Tiefebene, so wohnen auch in den Niederlanden und
in Nordbelgien niederdeutsche Volksstämme. Beide Staaten haben auch jahrhundertelang
zum alten deutschen Reich gehört. In der Hauptsache gingen sie durch den Dreißigjährigen Krieg
für Deutschland verloren.
Wovon wird das Königreich umgrenzt? Die Niederlande sind reichlich so
groß wie die Provinz Pommern, haben aber über 3 mal soviel Einwohner wie
diese dünnbevölkerte Provinz.
1. Ter Boden und das Volk. Der nördliche Teil gleicht der benachbarten
Provinz Hannover; er hat wie diese an der Küste einen fetten Marschsaum und
im Binnenlande große Moore und Sandflächen. Der Süden gehört zum Fluß-
gebiet des Rheins, der sich hier in mehrere Arme teilt. Die beiden Hauptarme
heißen Waat und Lek. (Welcher ist der südlichere?) Mit dem Waal vereinigt sich
die Maas. (Welche Länder durchfließt diese?) Den Namen Rhein (Alter Rhein)
führt nur ein schwacher Arm weiter (siehe §15). — Auch die Scheldemün-
düngen mit ihren Inseln gehören den Niederlanden an.
Die Hälfte des niederländischen Bodens ist See- und Flußmarsch,
und die Hälfte dieses Marschlandes liegt tiefer als der Meeresspiegel
und auch tiefer als die Flüsse. (Wie ist es zu erklären, daß Flüsse höher liegen
als das umgebende Land?) Wenn nicht zahllose Deiche das Land schützten,
so würde ein Viertel des ganzen Landes unter Wasser stehen. Ein
Achtel ihres Reiches, nämlich 4000 qkm Marschland (= Sachsen-Weimar)
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292 Allgemeine Erdkunde.
Andorra und Goust in den Pyrenäen und die schweizerische Eid-
genossenschaft.
Europa hat beinahe an 100 selbstständige Staaten, davon sind
drei Kaisertümer: Oesterreich, Rußland (Czaar), Türkei
(Sultan); — sieb enzehn Königreiche: Frankreich, Spanien,
Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, beide Sicillen,
Portugal, (Polen), Preußen, Sardinien, Baiern, Würtemberg,
Sachsen, Nordniederland, Hannover, Belgien, Griechenland. Un-
gern, Böhmen, Galizien, Dalmatien, Polen, Lombardien, Jllyrien,
Ireland, Schottland sind nicht durchaus selbstständig, sondern mit
anderen unter einem Regenten vereinigt;— eine g eistli che Wahl-
monarchie, der Kirchenstaat; — acht Großherzogthümer:
Toscana, Baden, Hessen-Darmstadt, (Luxemburg), Sachsen-Weimar,
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg; — ein
Kurfürstenthum: Hessen-Kassel; — dreizehn Herzogtü-
mer: Braunschweig, Nassau, Sachsen-Koburg - Gotha, Sachsen-
Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Altenburg, Anhalt-Dessau, An-
Halt-Bernburg, Anhalt-Köthen, (Holstein,Lauenburg), Modena, Lucca,
Parma; — zwölf Fürstenrhümer: Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Hohenzollern-Hechingen, Hobenzollern-
Sigmaringen, Waldeck, Reuß ältere und Reuß jüngere Linie, Lippe-
Detmold, Schaumburg-Lippe, Liechtenstein, Monaco und Neufcharel,
das zugleich einen Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft bil-
det; — eine Landgrafschaft: Hessen-Homburg; — eine
souveraine Herrschaft: Kniphausen. — Sodann die obenge-
nannten zehn Freistaaten.
I. West-Europa.
Königreich Portugal.
Lage 8^° bis etwa 12° östlicher Länge und 36° 55' nörd-
licher Breite. Gränzen. — Ausdehnung: von Melgasso
am Minho bis Faro in Algarve, 78 M., von Eampo Mayor in
Alentejo bis zum Kap la Roca etwa 32 Meilen. Etwa 1700
ülmeilen Flächeninhalt. — Hauptgebirge: die Serra
d'estrella. — Ströme: Minho, Lima, Douro, Tejo und Gua-
diana. — Der Boden ist in allen Thälern ungemein fruchtbar,
im Gebirge rauh; das Klima mild und angenehm, weil das
, Land zwischen dem Ocean und den Gebirgen liegt. Hauptpro-
dukte sind Wein, Südfrüchte, besonders Oliven, Korkholz, Seide
und Wolle; Getreide wird vom Auslande zugeführt. Die Bewoh-
ner, etwa 3,440,000, sind ein Mangvolk; im Umgänge mit Frem-
den gefällig und zuvorkommend, gastfrei, zum Theil aber sehr aber-
gläubisch und unglaublich faul, daher der Ackerbau sehr darnieder-
liegt; auch mit Manufakrurwaaren wird Portugal großentheils vom
Auslande versehen. Hauptbeschäftigungen sind Schifffahrt
und Handel. Für den Unterricht wird erst seit etwa einem
Jahre besser gesorgt als früher, wo er ganz in den Händen der
Geistlichkeit war, woher denn auch die große Unwissenheit der Mas-
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Belgiens Deutschland England Niederlande Belgien Belgien Belgien Deutschland Belgien Belgien Frankreich Deutschland Luxemburg Luxemburg Niederlande Holland Europa Pommern Pommern Pommern Amsterdam Rotterdam Rhein Schleswig-Holstein
Deutschland.
27
4. Das Stufenland der Mosel, Lothringen.
Umgrenzung. Die Lothringische Hochfläche breitet sich zwischen dem
Wasgenwald und der Haardt im Osten, den waldreichen Argonnen im Westen
und den Ardennen im Norden aus. Der nördliche Teil davon gehört zum
Deutschen Reiche.
Tal und Höhen. Das Moseltal, das wichtigste des Landes, ist
tief in die Tafelfläche eingesenkt Metz 170 m), hat ein mildes Klima und
erzeugt Gemüse, Wein und Obst. Es bildet das Seitenstück zum Neckar- und
Maintale.
Auf der Hochfläche ist das Klima rauher und auch der Boden teil-
weise weniger ertragfähig. Hier wird vorwiegend Ackerbau und Pferdezucht
getrieben.
Bevölkerung. Die Bevölkerung Lothringens ist vorwiegend deutsch und zwar
fränkischer Abstammung, doch sitzen nahe der französischen Grenze etwa 170000
Franzosen, in Elsaß Lothringen zusammen etwa 200000. Die Sprachgrenze zieht
von der Quelle der Saar nach Dudenhofen. Lothringen bildet im Verein mit
Elsaß die deutsche Westmark.
Siedelungen. Hier liegt die starke Festung Metz (70000 Einw.) mit
zahlreicher Besatzung; moselabwärts die Festung Diedenhofen. In der Um-
gebung von Metz fanden in den Augusttagen des Jahres 1870 die blutigen
Schlachten bei Courcelles, Vionville und Mars la Tour, Grave-
lotte und St. Privat statt.
Geschichtliches. Seit 1871 ist Elsaß und Lothringen wieder mit dem
Reiche vereinigt, nachdem es 200 Jahre lang unter französischer Herrschaft ge-
standen. Beide Gebiete bilden zusammen das Reichsland Elsaß-Lothringen, d. h.
sie haben keinen eigenen Fürsten, sondern werden durch einen kaiserlichen Statt-
Halter verwaltet.
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre beiden Seitenflügel:
das Schwäbisch-Fränkische Stufenland und das Stufen-
land der Mosel nennt man zusammen auch das „Süd-
westdeutsche Landbecken". Dieses ist der gesegnetste Teil
von ganz Deutschland.
Politische Übersicht der süddeutschen Staaten.
1. Das Königreich Bayern. 76000 qkm, fast 7 Mill. Einw.
Bayern besteht aus 2, der Größe nach sehr verschiedenen Teilen: 1. dem rechts-
rheinischen Bayern zu beiden Seiten der oberen Donau und des Mains und
2. dem linksrheinischen Bayern, der Pfalz, vom Rhein bis zur Saar und Nahe
reichend.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Lothringen Wasgenwald Maintale Lothringens Elsaß_Lothringen Lothringen Westmark Lothringen Elsaß-Lothringen Deutschland Donau Mains Rhein
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Elbe ziehen. Es ist von großer Fruchtbarkeit und treibt Weizen-,
Zuckerrüben- und Gemüsebau. Brau n schweigt □ (143), die
Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, hat bedeutende Ge-
werbtätigkelt in Gemüsekonserven und Wurstwaren, ist ferner be-
kannt durch seinen Buchhandel und die Technische Hochschule.
Staatenkundliches. Welches ist die politische Verteilung dieses
ganzen Abschnittes deutschen Landes?
Die Staatengruppe, welche mit dem Namen thüringische
Staaten zusammengefaßt wird, fällt mit dem oben begrenzten
Thüringen nicht zusammen, sondern greift im W, S und O
darüber hinaus. Das Eisen ach er Oberland reicht nach der
Rhön hin, das s e Meiningen und Coburg nach' Franken;
die reußischen Fürstentümer, Altenburg und ein Teil
von Weimar (der Neustädter Kreis) liegen auf dem Sächsischen
Berglande. Von preußischen Gebietsteilen liegen auf dem
Thüringerwalde die Kreise Schmalkalden (zum Reg.-Bez.
Cassel gehörig), Schleusingen und Ziegenrück (zum Reg.-
Bez. Erfurt); dem Berg' und Hügellande gehören die Reg.-Bez.
Erfurt (fast gauz) und Merseburg (zum Teil) an.
Gib von den nachstehend aufgeführten Staaten die Hauptteile, deren
Lage und Grenzen an! Sie sind sämtlich konstitutionelle Monarchien.
Das Großherzogtum Sachsen-Weimar. 3600 qkm, 417000 meist
evangelische Einwohner, 116 auf 1 qkm.
Orte: Weimar, Jena, Eisenach, Ruhla.
Das Herzogtum Sachsen-Meiningen. 2500 qkm, 278 800 meist
evangelische Einwohner, 111 auf 1 qkm.
Meiningen, Residenz. Sonneberg, Saalfeld.
Das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha. 1950 qkm, 257000 meist
evangelische Einwohner, 132 auf 1 qkm.
Coburg, die Sommerresidenz des Herzogs. Gotha, meist Winter-
residenz.
Das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. 940 qkm, 100000
Einwohner, 106 auf 1 qkm. Hauptstadt ist Rudolstadt.
Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. 860 qkm, 90000
Einwohner, 105 aus 1 qkm. Die Hauptstadt ist Sondershausen.
vas Sächsische ^ und das Lausitzer3 Bevgland.
_ Das Sächsische Bergland umsaßt das Vogtland, das Erz-
gebirge, das Elbsandsteingebirge und einen Teil des Lausitzer
Berglandes.
Das Vogtland, zwischen dem Fichtel- und Erzgebirge einge-
senkt, ist ein flachwelliges Bergland, das im n-en, niederen Teile
wegen seines milden Klimas Ackerfelder und Wiesengründe trägt.
Das s-e, obere Vogtland ist ein bis 600 m aufsteigender, mit
Nadelwald bestandener Wall, das Elstergebirge^, so genannt
1 Brunos Stadt, tat. Brunonis vicus, woraus weiter Bruneswic'
Brunswich entstand. 2 Sachsen = Schwertmänner, vom ahd. sahs = kurzes
Schwert. 3 Lausitz — Sumpfland, von luza = Sumpf. 4 Elster — das
eilende Wasser, strawa — Fluß. Vgl. Alster.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]